Gegenwärtig werden die vielfältigen Möglichkeiten der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien nur sparsam in der Mathematik-Ausbildung eingesetzt. Demgegenüber stehen Probleme, mit denen sich Studierende während der Studieneingangsphase konfrontiert sehen: Mängel und Versäumnisse im schulischen Mathematikunterricht - oder einfach die Komplexität der zu lernenden Inhalte - haben schwerwiegende Verständnisschwierigkeiten und Motivationsverlust zur Folge.
mathe online versucht, dieser Situation Rechnung zu tragen, indem es die auf Interaktion und Kommunikation zielenden Technologien des WWW nützt, um Verstehens- und Motivationsprozesse zu fördern. Die Plattform will sowohl den traditionellen Schulunterricht unterstützen als auch die verschiedenen Bereiche des Studiums, Selbststudiums, der Nachhilfe und der Erwachsenenbildung abdecken.

Die Ziele von mathe online

Ziel des Projekts mathe online ist es, Studierende durch den Einsatz geeignet aufbereiteter Materialien und die Möglichkeit, auf spezielle Bedürfnisse und Anforderungen abgestimmte Lernschrittabfolgen zusammenzustellen, zu unterstützen. Dabei stehen drei Bereiche im Mittelpunkt: die Wiederholung des schulischen Stoffes, die Erarbeitung von speziell auf die jeweilige Studienrichtung abgestimmten Inhalten und die fachliche Kommunikation untereinander und mit Lehrenden.
Durch die individuell abstimmbaren Lernschrittabfolgen wird es Lehrenden ermöglicht, Studierende mit sehr unterschiedlichem Vorwissen in der Studieneingangsphase zu unterstützen und rasch an einen notwendigen gemeinsamen Wissensstandard heranzuführen. Die Kompetenzerhöhung bei Lehrenden hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten Neuer Medien ist ein zusätzliches Plus des Projekts.

Der mathe-online-Content-Pool

mathe online zählt zu den umfangreichsten und didaktisch ausgereiftesten Online-Mathematik-Angeboten in Österreich und hat im Schulbereich, in der Erwachsenenbildung und an Universitäten und Fachhochschulen große Akzeptanz gefunden. Es verfügt über einen Pool an textbasierten Materialien, interaktiven Einheiten (Übungen, Tests, Tools) und Visualisierungen (Java Applets, Excel Sheets, ...). NutzerInnen können die Ressourcen entweder nach Komponenten (z.B. nur Visualisierungen) oder themenspezifisch (alle Ressourcentypen zu einem bestimmten mathematischen Thema) abrufen.
mathe online bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten von "reiner" Mathematik über die Bedürfnisse eher technischer Ausbildungen bis zu human- und sozialwissenschaftlichen Studien und kann gleichermaßen in den Bereichen Schule, Universität und Fachhochschule eingesetzt werden. Im Vergleich zu anderen Web-basierten mathematischen Angeboten stellt die Entwicklung einer Plattform, die all diese Voraussetzungen erfüllt, auch in internationaler Hinsicht eine Innovation dar.

Das "Open Studio"

Das "Open Studio" besteht aus zwei großen Bereichen, den "Open-Studio-Materialien" und den "Lernpfaden", die von BenutzerInnen und KooperationspartnerInnen gestaltet werden. UserInnen mit persönlichem Zugang können Materialien auf den Server überspielen, online verwalten und anderen NutzerInnen zur Verfügung stellen.
Das Lernpfade-Werkzeug ist eine Software, mit deren Hilfe Lehrende Materialien zu bestimmten Themenbereichen in didaktisch sinnvoller Abfolge zusammenstellen und ihren Studierenden anbieten können.

Das Konzept der Lernpfade

Die Integration der Neuen Medien im Lehrveranstaltungsbetrieb kann nur funktionieren, wenn der Medieneinsatz die Inhalte und didaktischen Mittel sinnvoll ergänzt und nicht die gesamte Aufmerksamkeit der beteiligten Lehrenden und Studierenden auf sich selbst zieht. Daher muss eine geeignete Software entwickelt werden, die leicht verständlich und intuitiv zu bedienen ist und den bestehenden Lehr- und Lernformen angepasst werden kann. Mit der Gestaltung des Lernpfade-Werkzeugs wurde versucht, diesen Anforderungen gerecht zu werden.
Ein Lernpfad ist zunächst eine Abfolge von Lernschritten. Jede dieser Einheiten ist verbunden mit einem Text, der festlegt, was ein Lernschritt in einem bestimmten Kontext ist, und ggf. einer Web-Adresse. Die eigentlichen Lernhilfen (Texte, Skripten, interaktive Tests, ...) werden in Form von Links eingebunden. Dokumente können online zugänglich gemacht und verwaltet werden, Lernende können zu jedem Lernpfad ein Lerntagebuch anlegen, in dem sie ihre Aktivitäten in Textform dokumentieren und Rückmeldungen von Lehrenden/TutorInnen erhalten. Gruppen von Lernenden könne zu Klassen zusammengefasst werden und sich in einer eigenen Diskussionsplattform austauschen.

Univ.-Doz. Dr. Franz Embacher ist Lehrbeauftragter am Institut für Theoretische Physik, Petra Oberhuemer, MAS, arbeitet am Projektzentrum Lehrentwicklung.

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